Theophanu

* zwischen 955 und 960 † 15.06.991

Otto II. und seine Gemahlin Theophanu, von Christus gekrönt und gesegnet.
Relieftafel aus Elfenbein, etwa 982/983, Mailand (?), heute Musée de Cluny, Paris; Bildnachweis: akg-images

 

Katharina Peisker

Bauforscherin, Forschungsstelle Kaiserpfalz

Theophanu ist ein grandioses Beispiel dafür, wie weit eine Frau mit Ausbildung und Entschlossenheit kommen kann und dabei außerdem fachlich überzeugt. Für meine eigene berufliche Karriere macht mir das Mut, das volle Panorama der Möglichkeiten ohne Scheuklappen in den Blick zu nehmen.

Die Byzantinerin Theophanu wurde zwischen 955 und 960 im oströmischen Reich geboren und starb am 15. Juni 991 in Nimwegen.
Kaiser Otto I. wünschte durch die Vermählung seines Sohnes Otto II. mit einer kaiserlichen Tochter aus Byzanz die Verbindung zu Byzanz zu stärken, das neben dem Reich Ottos des Großen die zweite bedeutende Macht war.
Doch anstelle einer standesgemäßen Prinzessin traf die Nichte des byzantinischen Kaisers Johannes I. Tzimiskes, Theophanu, aus Konstantinopel ein. 972 heiratete das Paar dennoch in Rom und Theophanu wurde zur Kaiserin gekrönt. Der Heiratsurkunde zufolge sollte durch diese Verbindung die Anerkennung des ottonischen Kaisertums durch das byzantinische Reich bezeugt werden. Die gebildete, kluge junge Theophanu sollte sich als ideale Mitherrscherin für Otto II. erweisen.

Ihr erster öffentlicher Auftritt fand 972 an der Seite von Otto II. bei der Synode seines Vaters in Ingelheim statt. Das Paar besuchte die Kaiserpfalz mehrfach, nach Ottos Tod sollte Theophanu mit ihrem Sohn jedes Jahr die Pfalz aufsuchen. Elf Jahre lang war Theophanu Mitkaiserin des römisch-deutschen Reiches. Sie begleitete ihren Mann auf seinen Reisen und Feldzügen.
In etwa einem Viertel der Urkunden Ottos II. wird Theophanu erwähnt, was ihren großen Einfluss auf den Kaiser und ihr hohes Ansehen im ottonischen Reich belegt.
Nach drei Töchtern gebar sie im Jahr 980 ihren einzigen Sohn, Otto III.
Während eines Italienaufenthaltes Theophanus mit ihrer Schwiegermutter Adelheid starb Otto II. Im Reich entbrannte ein Streit zwischen der Gefolgschaft der Ottonen und Heinrich II., genannt der Zänker, um die Vormundschaft von Otto III., der mit drei Jahren noch unmündig war, und um die Regentschaft im Reich.
Theophanu und Adelheid harrten in Italien in ständigem Kontakt mit einigen engen Vertrauten aus. Mit ihrer Rückkehr ins Reich hätten sie sich der Gefangennahme durch Heinrich II., genannt der Zänker. ausgesetzt. In Köln hatte der Erzbischof den Knaben Otto III. bereits an Heinrich ausgeliefert.

Doch es gelang Theophanu, die Krone für sich und ihren Sohn zu erhalten.

Dabei half ihr das Ansehen bei den Fürsten ihres Reiches sowie Machtbewusstsein und politisches Geschick.
Ab Mitte 984 konnte Theophanu an der Seite ihrer Schwiegermutter Adelheid ihre Pflichten im ottonischen Reich wieder wahrnehmen. Die Regentinnen traten gemeinsam öffentlich auf. Adelheid besaß gute Kontakte und genoss hohes Ansehen. Sie kümmerte sich primär um die Außenwirkung des Reichs und die Diplomatie, während Theophanu die Tagesgeschäfte führte.
Somit wurde das ottonische Reich von 985 bis 991 von einer sehr modern wirkenden, „weiblichen Doppelspitze“ regiert.

Ramona Kaiser

Archäologin, Forschungsstelle Kaiserpfalz

Theophanu musste sich in sehr jungen Jahren in einer Welt zurechtfinden, die für sie fremd war und in der sie sich auch optisch abhob.
Sie fand und meisterte ihren Weg durch
diplomatisches Geschick so gut, dass sie über dieses ihr zunächst fremde Reich bald herrschte, obwohl sie ursprünglich nicht aus kaiserlichem Hause stammte. Das zeugt von außerordentlicher Stärke, Klugheit und Mut.