Ingelheim

Die Burg Trifels diente als Schatzkammer zur Verwahrung der Reichsinsignien der Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

Erbauungsjahr

Ersterwähnung:
1081
Älteste noch sichtbare Teile:
12. Jahrhundert
Überformung und Umbau durch Nationalsozialisten:
1930er Jahre

Bauherr

Gründungsbau:
unbekannt (Salier)
Turmerweiterung und Neubauten:
nicht gesichert (Staufer)

Verfall

Ab 1602:
Brand, Abtragung des Baumaterials

Karte der Herrschaftsorte

Trifels als Säule der Macht

Die Reichsburg Trifels gilt neben Lautern als ein Zentrum des staufischen Reichsgutes, das von weiteren Burgen umgeben war. Ab 1125 wurden die Reichskleinodien, die Herrschaftszeichen der Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches, hier verwahrt. Das geflügelte Wort „Wer den Trifels hat, hat auch das Reich“ bringt die Bedeutung der Insignien auf den Punkt: Sie verkörperten das Kaisertum und wurden den Quellen zufolge sogar mit ihm gleichgesetzt. Zu den Reichskleinodien gehörten unter anderem die Reichskrone, der Reichsapfel, das Reichsschwert und die Heilige Lanze, in der ein Stück des Heiligen Kreuzes sowie ein Kreuznagel verwahrt wurden. Diese Reliquien sollten den Gekrönten unter den göttlichen Schutz stellen. Der Besitz der Insignien galt als Legitimation der Herrschaft, daher mussten sie besonders sicher aufbewahrt werden. Die Burg Trifels bot entsprechend Schutz und wurde etwa 175 Jahre lang als Schatzkammer der Staufer genutzt, zu deren wichtigsten Herrschaftssitzen sie zählte.

Was heute noch sichtbar ist

Die ältesten heute sichtbaren Teile der Burg stammen aus dem 12. Jahrhundert. Vom Hauptturm haben sich aus dieser Zeit die unteren drei Stockwerke und der darin integrierte Erker der quadratisch angelegten Kapelle erhalten. Teile der Ringmauer sowie der Brunnenturm, der zu den Wirtschaftsgebäuden zählt, sind weitere Zeugnisse der staufischen Anlage. Die Fassade der Burg wurde mit für die Stauferzeit typischen Buckelquadern ummantelt. Der Palas, der aus dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts stammt, hat sich bis in eine Höhe von 10 m erhalten.
Die Erscheinung der Burg im Äußeren und Inneren wurde von nicht befundgerechten Überformungen im nationalsozialistischen Zeitgeist der 1930er Jahre stark verändert. Palas und Turm waren ursprünglich niedriger angelegt, erst die Nationalsozialisten ließen sie auf die heutige Höhe aufstocken. Zudem war der Palas vermutlich kleinteiliger als es der heutige „Kaisersaal“ aus den 1930er Jahren suggeriert.

Rekonstruktion der Anlage

Der Grundriss der Burganlage wurde durch den Felsen vorgegeben. Die Kapelle und der Palas wurden axial zueinander angeordnet. Am höchsten Punkt der Felsklippe wurde vermutlich unter Friedrich I. Barbarossa (1155–1190 Kaiser des römisch-deutschen Reiches) ein Turm errichtet. Der Turm wurde ursprünglich freistehend errichtet, davon zeugt das alle Seiten umlaufende Buckelquadermauerwerk. Die obere Tür gehört noch zum Ursprungsbau. Es wird vermutet, dass sie über eine Holzbrücke mit einem salischen Vorgängerbau verbunden war. Im Obergeschoss des Turmes wurde eine Kapelle mit Gewölbe integriert. Diese wurde mit einem halbrunden Erker ausgestattet, der über die östliche Turmmauer ragte. Das Dach des Kapellenerkers bekrönt bis heute der sogenannte Trifelslöwe. Da der Brunnen außerhalb des Felsriffs lag, wurde er durch einen Turm gesichert, der bis zur Höhe des oberen Felsens reichte und über eine Brücke verbunden wurde.

Trifels als Herrschaftsort

Schon Kelten und Römer nutzten den Berg über Annweiler, die Wehranlagen wurden jedoch im 5. Jahrhundert aufgegeben. Die mittelalterliche Burg wurde erstmals 1081 als Besitz der Salier erwähnt und gehörte von 1113 bis vermutlich 1310 zum Reichsbesitz. Als gut gesicherte Anlage erfüllte der Trifels vornehmlich militärisch-strategische Aufgaben. So diente er zeitweise als Gefängnis für Richard Löwenherz (1189–1199 König von England), der auf dem Rückweg vom dritten Kreuzzug für mehrere Wochen hier festgehalten wurde, da man ihm ein Bündnis mit dem Gegner vorwarf. Nach einer Lösegeldzahlung, die damalige Quellen als exorbitant hoch einstuften, konnte er die Festung verlassen. Mit den so gewonnenen finanziellen Mitteln zog Heinrich VI. (ab 1169 römisch-deutscher König; 1191–1197 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches) im Mai 1194 nach Italien, um das Königreich Sizilien zurückzuerobern. Man vermutet, dass er als Startpunkt die Burg Trifels wählte und Teile seines Heeres unterhalb der Anlage versammelte.
Verwaltet wurde die Burg von Ministerialen, die im direkten Dienst des Königs standen und auch den militärischen Schutz gewährleisteten. Sie waren unverzichtbar, um das Königtum zu repräsentieren und seine territorialen Herrschaftsansprüche durchzusetzen.

Besonderheiten der Architektur

Im Untergeschoss des Palas zeigt sich deutlich die Nutzung des Felsen zur Verankerung der Burg. Hier wird die Hälfte des Saals vom Felsen ausgefüllt.
Bezeichnend für die Architektur der Burg Trifels sind aber die Umbauarbeiten zwischen 1937 und 1946 unter der Leitung von Rudolf Esterer, die vor allem die Hauptgebäude wie den Palas und den Turm betreffen. Aufgrund der Erhöhung des Palas wurde der ursprünglich dreistöckige Hauptturm um ein Geschoss erweitert, sodass er wie in der ursprünglichen Konzeption den Palas überragt. ene.

Bauausstattung

Die Burg ist vollständig mit aufwändig gearbeiteten Buckelquadern ausgestattet. Diese Steinquader sind nur an den Rändern glatt bearbeitet, der restliche Stein ist roh belassen und steht daher hervor. Auch der Turm weist an allen Seiten Buckelquader auf. Das lässt darauf schließen, dass er wohl als freistehender Turm geplant war. Der Bauschmuck des Turms, insbesondere die Kapelle mit Apsis (halbrunde Nische), erinnert stilistisch an das Langhaus des Wormser Doms, das bis 1180 errichtet wurde. Das Innere der Kapelle wurde nachträglich umgestaltet, genau wie das Kreuzrippengewölbe, das vermutlich aus einer späteren staufischen Bauphase stammt. Vom Schmuck des Kapelleninneren ist durch Steinraub jedoch nur wenig erhalten. Außen wurde der Erker mit Blatt- und Schlingenornamenten verziert. Auf der Spitze des Erkerdaches wurde ein Löwe als Bildwerk eingefügt, der ein Beutetier in den Pranken hält. Zum Palas gehören sechs noch erhaltene Kelchkapitelle, die alle einer Bauphase zugeordnet werden. Stilistisch sind Ähnlichkeiten zu französischen Kathedralen um 1230 auszumachen. Aus dem Palas stammen sowohl romanischer als auch frühgotischer Bauschmuck. Daher ist von zwei Bauphasen des Palas auszugehen.

Besonderheiten des Standorts

Die aus Sandstein erbaute Burg thront auf einem Felsen über der Ortschaft Annweiler. Zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert stieg mit den salisch-staufischen Neubauten im Pfälzerwald die Burgendichte rasch an, denn die staufische Territorialpolitik zielte auf eine Durchdringung des Raumes mit Reichslandgebieten. Die Burgen wurden vornehmlich auf Anhöhen errichtet, die gute Verteidigungsmöglichkeiten boten.
Zusammen mit den nahegelegenen Burgen Anebos und Scharfenberg bildete die Burg Trifels einen Schutzverbund und sicherte die Verkehrsanbindungen zu anderen Pfalzen wie in Kaiserslautern. Verwaltet wurde das Reichsgut im Pfälzer Wald von Gelnhausen aus.

Die Entwicklung der Burg

Mit dem Ende der Dynastie der Staufer verlor auch die Burg im 13. Jahrhundert an Bedeutung. Großflächige Brandschäden zog ein Blitzschlag 1602 nach sich. Dennoch konnte die Ruine in der ersten Hälfte des Dreißigjährigen Krieges als Zufluchtsort genutzt werden. Ab 1635 wurde die Burg verlassen, Säulen und Marmorplatten wurden als kostbares Baumaterial entnommen. Sanierungen wurden in den 1880er Jahren unter anderem am Brunnenturm durchgeführt. In den 1930er Jahren wurden der Palas und weitere Teile der Burg nach Plänen von Rudolf Esterer im Sinne der Nationalsozialisten umgestaltet. Bis in die 1980er Jahre hinein wurden bauliche Ergänzungen vorgenommen.

Archäologische Forschung

Erste archäologische Ausgrabungen wurden 1935 durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt war der Palas nach einem Brand 1602 und der darauffolgenden Nutzung der Burg als Steinbruch fast vollständig zerstört. Unterhalb des Trifels, am Ostabhang, fand man Mauerwerk, das vermutlich zur einer früheren, salischen Vorburg gehörte. Da jedoch keine schriftlichen Quellen hierzu bekannt sind und der Befund im dichten Bewuchs des Waldes heute nicht mehr zugänglich ist, können keine weiteren Aussagen getroffen werden. Original staufische Bausubstanz liegt am Brunnenturm und Turm vor, wobei der Turm nachträglich um ein viertes Geschoss erweitert wurde. Im Palas konnten Spuren von Mauern ausgemacht werden, die im Gegensatz zum Zustand nach dem Umbau durch die Nationalsozialisten auf eine kleinteiligere Gliederung des Raumes hindeuten. Zudem war der Saal ursprünglich zweigeschossig. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beendete die Grabungen. Stattdessen sollte die Burg wiederhergestellt werden, wobei konservatorisch-erhaltende Arbeiten zugunsten propagandistischer, freischöpferischer Ergänzungen in der Formensprache der Nationalsozialisten weichen mussten.

Ihr Besuch

Informationen zu Corona
Bitte befolgen Sie die aktuellen Hygiene- und Verhaltensregelungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie und achten Sie auf mögliche Änderungen der Öffnungszeiten.

Die Dauerausstellung „Macht und Mythos“ erklärt die Geschichte der Burg und erzählt von ihren Bauherren und Herrscherpersönlichkeiten.
Nachbildungen der Reichskleinodien werden in einer eigenen Schatzkammer präsentiert. Die Burg ist zu folgenden Öffnungszeiten zugänglich:

Dienstag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr
Pfingstmontag: 10 bis 18 Uhr (letzter Einlass 17:15 Uhr)
Das Mitführen von Hunden ist in der Burganlage nicht erlaubt.

Reichsburg Trifels
Trifelsstraße
76855 Annweiler
Telefon 06346 8470
trifels@gdke.rlp.de

Eintrittspreise
Einzelpersonen:
Erwachsene 4,50 € | erm. 3,50 €
Kinder und Jugendliche 2,50 €

Gruppen ab 10 Personen:
Erwachsene, p. P. 4,00 €
Kinder und Jugendliche, p. P.
(einschl. Schülergruppen) 2,00€

Familien:
Familienkarte 1 (1 Erw. & Kinder) 4,50 €
Familienkarte 2 (2 Erw. & Kinder) 9,00 €