Gelnhausen gehört zu den qualitativ hochwertigsten Anlagen der Stauferzeit. Die Pfalzanlage war ungewöhnlich groß und auffallend reich mit Bauschmuck ausgestattet.
Erbauungsjahr
Vermutlich:
1180/1183
Bauherr
Friedrich I. Barbarossa
Verfall
Ab dem 13. Jahrhundert:
Bedeutungsverlust mit dem
Ende der Stauferdynastie und
Verpfändung durch Karl IV. 1349, Beschädigungen der Ruine im Dreißigjährigen Krieg
Gelnhausen als Säule der Macht
Gelnhausen lag in der Kernlandschaft der Stauferzeit. Das Machtzentrum im Raum an Rhein, Main und Neckar wurde durch ein Netz aus Stützpunkten und Herrschaftssitzen ausgebaut und entwickelte sich dynamisch. Die Gründung der Stadt Gelnhausen ist im Kontext der Bestrebungen zu sehen, die Wetterau als Reichsland auszubauen. Gelnhausen sollte den Südosten sichern. Im Rahmen ihrer Territorialpolitik sollten die Burgen und Pfalzen Präsenz und Stärke der staufischen Herrscher demonstrieren. Bereits bestehende, kleinere Siedlungen wurden bei der Gründung Gelnhausens zusammengeführt. Die Pfalz zählt zu den prachtvollsten Herrschersitzen der Staufer. Sie bezeugte schon damals die kulturelle Blüte und den Reichtum der Dynastie. Ihre Architektur vereinte alle Elemente eines repräsentativen Wehrbaus. Dabei prägten die Staufer mit ihrer florierenden Bautätigkeit die romanische Baukunst in Hessen.
Was heute noch sichtbar ist
Die Pfalz Gelnhausen wurde aus rotem Sandstein erbaut, der aus heute noch sichtbaren Brüchen oberhalb der Stadt stammt. Die Ringmauer der Anlage ist fast vollständig erhalten, in großen Teilen sogar bis in eine Höhe von 7 m. Etwa mittig wurde ein einfach gestuftes Rundbogenportal als Zugang zur Pfalz eingesetzt.
Die Seitenwände des Palas sind in der ursprünglichen Länge von 28 m erhalten. Von der Hoffassade sind das Erdgeschoss und erste Obergeschoss überliefert. Die reiche Arkadengestaltung ist weitestgehend intakt, die Nordwand bis zum Erdgeschoss erhalten. Die Ringmauer diente mit einer Breite von 15,7 m als Rückwand des Palas. Unter den staufischen Palasgebäuden ist das Gelnhausener das besterhaltene.
Die Kapelle, von der drei Wände noch stehen, lag oberhalb der gewölbten Torhalle. Sie war mit dem Palas über eine Treppe verbunden, die in Teilen noch sichtbar ist. Der Bergfried steht bis in eine Höhe von 15 m. Vom Wassergraben der Anlage haben nur wenige Reste die Zeiten überdauert.
Rekonstruktion der Anlage
Der trapezförmige Grundriss wird von der Ringmauer umschlossen, die sich an der Ost- und Südseite dem Flussverlauf anpasst. Die Kernburg wurde im Norden und Westen von einer spätmittelalterlichen Siedlung oder Vorburg umgeben. Ein Eingang im Westen führte über die zweischiffige Torhalle mit Gewölbe in den Hof. Darüber befand sich die Kapelle. Die Lage über der Torhalle ist in staufischen Anlagen häufig zu beobachten. Die Wände wurden durch Blendarkaden, Pfeiler und Säulen gegliedert, die teilweise noch vorhanden sind. Neben der Torhalle stand der rechteckige Bergfried. Der reich ausgestattete Palas mit Kellergeschoss und zwei Obergeschossen war an den Torbau angeschlossen. Im Süden befanden sich Wohn- und Wirtschaftsgebäude.
Gelnhausen als Herrschaftsort
Das Königsgut und der Reichsforst wurden von der Pfalz Gelnhausen aus verwaltet. Aufgrund der Anbindung an Handelsstraßen zu Wasser und zu Land entwickelte sich Gelnhausen zu einer prosperierenden Handelsstadt. Insbesondere das Holz aus den umliegenden Wäldern spielte für den Handel eine wichtige Rolle. Die nahegelegenen Flüsse Rhein und Main galten als „Hauptschlagadern“ Europas. Quellen berichten von Gelnhausen als einer der einnahmestärksten Städte im staufischen Reich. Damit verfügte der Ort über die wirtschaftlichen Voraussetzungen, um einen Pfalzhof und die Teilnehmer von Versammlungen versorgen zu können. Für Gelnhausen sind 29 Königsaufenthalte belegt, darunter auch Reichstage. Die auffallend reich ausgestatte Pfalzanlage repräsentierte die staufische Kulturlandschaft. Diese wurde insbesondere von den Teilnehmern der Versammlungen wahrgenommen, aber auch von Kaufleuten, die vom Handel angezogen wurden.
Besonderheiten der Architektur
Die Pfalz Gelnhausen ist ein Repräsentationsbau, der sich durch eine besondere Fassadengestaltung auszeichnet. Charakteristisch sind die voluminösen Mauern aus Buckelquadern, die teilweise sehr weit vorspringen (Bossenquader). Diese vermitteln insbesondere nach Außen Stärke und Wehrhaftigkeit. Die Pfalz ähnelt nicht nur gestalterisch, sondern mit Ringmauer und Turm auch architektonisch einer Burganlage. Gelnhausen ist daher ein typisches Beispiel für die enge Verwandtschaft von Pfalz und Burg in der Stauferzeit.
Der Palas wurde als repräsentatives Hauptgebäude konzipiert. Links des Portals wurden zwei Dreierarkaden eingefügt, rechts eine Fünferarkade. Die Hofwand wurde durch drei Fenstergruppen gegliedert. Insgesamt wurden 22 Arkadenfenster mit einer Fülle an Kapitellschmuck verbaut, was dem Palas einen lichtdurchfluteten Charakter verliehen haben muss.
Bauausstattung
Die Pfalz ist besonders aufwändig mit Bauschmuck ausgestattet und zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Motiven und Formen aus. Das Spektrum der Ornamentik reicht von einfachen Voluten (schneckenförmiges Ornament) über geometrisches Flechtwerk bis hin zu floralen Ausschmückungen. Insgesamt gibt es kaum Wiederholungen der Muster. Auch das originale Eingangsportal zeugt von der hohen Qualität Steinmetzkunst des 12. Jahrhunderts. Sein Dekor stellt die vier Jahreszeiten dar. Darüber wurde nachträglich im 19. Jahrhundert ein steinerner Kopf eingesetzt, dessen Herkunft ungeklärt bleibt. Die Konsole zeigt einen bärtigen Mann, der oft fälschlicherweise als Barbarossakopf bezeichnet wird.
Die Arkadenbögen der Rundbogenfenster des Palas werden von acht Säulenpaaren getragen. Von deren 16 Kelchblockkapitellen gleicht keines einem der anderen, teilweise unterscheiden sich sogar die Seiten eines Kapitells. Von besonderer Qualität sind die Ranken und Figuren des Portals. Insgesamt bezeugt die hochwertige Ausstattung die Baukunst der Staufer und die Bedeutung der Pfalz Gelnhausen.
Besonderheiten des Standorts
Die Anlage wurde auf einer Insel der Kinzig neben der bereits bestehenden Stadt errichtet. Diese enge Verknüpfung von Pfalz bzw. Burg und Stadt ist charakteristisch für die Neubauten der Staufer. Gelnhausen lag an einer bedeutenden Handelsstraße zwischen Frankfurt und Leipzig. Zudem befand sich hier ein Umschlagplatz für Waren, die von Schiffen auf den Landweg umgeladen wurden. Die Wegverbindung zum Main bot die Option, die Güter über eine der wichtigsten Wasserhandelsstraßen des Reiches zu transportieren. Dank dieser günstigen Lage entwickelte sich Gelnhausen zu einem überregionalen Handelszentrum. Neben Holz und Wein stand auch der für den Burgenbau wichtige Sandstein zu Verfügung, der in Steinbrüchen oberhalb der Stadt gewonnen wurde.
Die Entwicklung der Pfalz
Die Bedeutung des Ortes schwand mit dem Ende der Stauferdynastie Mitte des 13. Jahrhunderts. Mit der Verpfändung 1349 durch Karl IV. (römisch-deutscher König von 1346-†1378; römisch-deutscher Kaiser ab 1355) begann der Verfall der Pfalzanlage. Im Kontext der Hussitenkrige (1419-1434) wurden die Stadtmauern erweitert und verstärkt.
Im 15. Jahrhundert folgten Umbau- und Sanierungsmaßnahmen. Dabei wurden Teile des Torbaus und das Obergeschoss des Turmes abgetragen, die Ostwand und das Dach der Kapelle wurden erneuert. Während des 30-jährigen Krieges wurde die Pfalz durch schwedische Angriffe beschädigt. Dank kleinerer Sanierungsarbeiten konnte die Kapelle aber bis in die Barockzeit für Gottesdienste genutzt werden.
Archäologische Forschung
Die Gründung der Stadt Gelnhausen 1170 durch Friedrich I. Barbarossa (von 1152-1190 römisch-deutscher König; ab 1155 römisch-deutscher Kaiser) ist durch Quellen belegt. Aktuelle Forschungen gehen davon aus, dass mit dem Bau der Pfalz zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen wurde. Die Fertigstellung wird um 1180/1183 vermutet.
Archäologische Untersuchungen im Untergeschoss des Palas ergaben, dass der Keller in fünf Räume unterteilt war, die über einen Flur verbunden waren. Aufgrund der Platzierung der Fenster kann die fünfteilige Raumgliederung auf das Erdgeschoss übertragen werden. Das Obergeschoss wurde dagegen vermutlich in der gesamten Fläche von etwa 325 m² als Saal genutzt. 1930 wurden im Rahmen von Untersuchungen des Hofs die Fundamente eines runden Bergfrieds entdeckt. Diese Form ist für das 12. Jahrhundert unüblich. Da nur Fundamentreste überliefert sind, geht man bei der sonst gut erhaltenen Anlage davon aus, dass dieser Turm nie vollendet wurde.
Ihr Besuch
Informationen zu Corona
Bitte befolgen Sie die aktuellen Hygiene- und Verhaltensregelungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie und achten Sie auf mögliche Änderungen der Öffnungszeiten.
Die Burg ist zu folgenden Öffnungszeiten zugänglich:
März – Oktober
Dienstag bis Sonntag: 10 bis 17 Uhr
November – Mitte Dezember
Dienstag bis Sonntag: 10 bis 16 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene 3,50 € | erm. 2,00 €
Familienkarte 8,00 €
Schulklassen, pro Schüler 1,50 €
Kindergarten, pro Kind
1,00 €
Kaiserpfalz Gelnhausen
Burgstraße 14
63571 Gelnhausen
06051 38 05
info@gelnhausen.de